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ADHS Aktuell

Editorial

Der letzte Newsletter 2021 ist dem Thema ADHS und Trauma gewidmet.

Sabine Weber, Irène Koch, Markus Landolt & Stephan Kupferschmid zeigen in ihrem umfassenden Artikel Zusammenhänge zwischen Traumafolgestörungen und ADHS sowie Überlappungen in der Symptomatik auf und legen dar, welche konkreten Empfehlungen für die Diagnostik und die Therapie daraus abgeleitet werden können.  

Der zweite Beitrag über Trauma als Ursache von ADHS ist ein Auszug von der Webseite www.adxs.org von ADxS.org., den wir mit freundlicher Genehmigung der Betreiber dieser Website in unserem Newsletter übernehmen dürfen. Der interessante Artikel geht der Frage nach, wieweit traumatisierende Erfahrungen in der Kindheit einen Risikofaktor für die ADHS darstellen.

Unter der Rubrik «Im Blickpunkt» verweist Isolde Schaffter-Wieland auf interessante News und Studien rund um das Thema ADHS mit entsprechenden Links.

Ursula Ammann beschreibt in ihrem neuesten Beitrag «ADHS Analog» wie mit dem «Entspannungsbild», einer Methode, die vergleichsweise einfach und rascher als andere Entspannungsmethoden funktioniert, gearbeitet werden kann.

In der Rubrik «Buchbesprechungen» werden zwei interessante, lesenswerte Neuerscheinungen vorgestellt. Das Sachbuch «Hochbegabung und Hochsensibilität» ist ein fundiertes und breitgefächertes Sachbuch mit einem interdisziplinären Ansatz. Isolde Schaffter-Wieland empfiehlt es Fachpersonen aus dem Gesundheitsbereich, der Pädagogik und dem Sozialwesen sowie Betroffenen und ihrem persönlichen Umfeld zur Lektüre. An dieser Stelle verweisen wir im Nachgang zu unserem letzten Newsletter zum Thema «ADHS und Hochsensibilität» gerne auf die neue CD «Sensibeli» der Schweizer Sängerin Jael, die sich in ihrem Album musikalisch und mit illustrierter Erzählgeschichte mit dem Thema auseinandersetzt: https://www.jaelmusic.ch/sensibeli.

Dr. phil. Monika Brunsting stellt mit Begeisterung das liebevoll gestaltete Buch «Jaron auf den Spuren des Glücks» von Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler vor.Die packende Geschichte zeigt Wege wie man dem Glück näherkommt.

Am Schluss finden Sie Hinweise auf Veranstaltungen.

Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein gesundes, glückliches neues Jahr.

Herzliche Grüsse

Felicitas Furrer und Isolde Schaffter-Wieland

 

Beziehungsstatus: "Es ist kompliziert" - Traumafolgestörung oder ADHS?

Autorinnen und Autoren:

Dr. phil. Sabine Weber, Leitende Psychologin, Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland

Wieshofstrasse 102, CH-8408 Winterthur, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

lic. phil. Irène Koch, Leitende Psychologin, Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie

Albanistrasse 24, 8400 Winterthur, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Prof. Dr. phil. Markus Landolt, Ordinarius UZH, Leitender Psychologe Universitäts-Kinderspital Zürich – Eleonorenstiftung Steinwiesstrasse 75 CH-8032 Zürich

Dr. Stephan Kupferschmid, Chefarzt Psychiatrie für Jugendliche und junge Erwachsene, Vorstand SFG ADHS, Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland

Wieshofstrasse 102, CH-8408 Winterthur, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

In aktuellen Diskussionen über Themen der psychischen Gesundheit stehen sowohl Traumafolgestörungen als auch die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Zentrum von Entwicklungen und Forschungsbemühungen. Bei diesen genannten Störungsbildern gibt es relevante Zusammenspiele und auch Überlappungen, die mit den Neuformulierungen in den Diagnosesystemen ICD-11 und DSM-5 noch an Bedeutung gewinnen werden. In diesem Beitrag sollen Zusammenhänge aufgezeigt und konkrete Empfehlungen für Diagnostik und Therapie abgeleitet werden.

Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS)

Die ADHS ist durch die Trias Hyperaktivität, Impulsivität und Aufmerksamkeitsstörung gekennzeichnet. Aktuelle Übersichtsarbeiten betonen, dass die Ätiologie heterogen und bislang noch nicht vollständig geklärt ist. Eine besondere Rolle werden der genetischen Prädisposition und prä-, peri- und frühen postnatalen Umwelteinflüssen eingeräumt. Inzwischen gilt es als gesichert, dass eine ADHS nicht mit dem 18. Geburtstag verschwindet, sondern trotz einem möglichen Wandel in der Symptomatik als ein lebenslanger Zustand angesehen wird.  

Traumafolgestörungen

Die Besonderheit von Traumafolgestörungen, im Gegensatz zu anderen psychischen Störungen ist, dass es einen klar definierten und auch zwingend nötigen Auslöser gibt, nämlich das traumatische Ereignis. In den aktuellen Diagnosemanualen ICD-11 und DSM-5 gibt es eine Reihe von Untergruppen, die von der akuten Belastungsstörung bis zur komplexen posttraumatischen Belastungsstörung reichen. Die Prävalenz von potenziell traumatischen Ereignissen ist hoch. In einer repräsentativen Studie von 2013 (Landolt et al. 2013) wurde für Jugendliche der neunten Klassenstufe in der Schweiz eine Lebenszeitprävalenz für potentiell traumatisierenden Ereignissen von 56 % gefunden.

Zusammenhänge

Es ergibt sich also das Bild, dass eine ADHS eine in der Regel angeborene Störung mit nicht vollständig geklärter Genese ist, wohingegen Traumafolgestörungen zwingend einen lebensgeschichtlichen Auslöser, nämlich das traumatische Ereignis bedürfen.

Der Zusammenhang ist komplex, so untersuchte eine Studie von Schilpzand et al (2018) das Vorkommen von Traumatisierungen von Kindern mit und ohne ADHS. In dieser methodisch gut angelegten Studie wurden an die 400 Kinder exploriert. Bei Kindern, bei denen eine ADHS diagnostiziert wurde, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein traumatisches Ereignis erlebt haben, um den Faktor 1.76 erhöht.

Andererseits kann ein vorbestehendes ADHS bei der Ausprägung einer Traumafolgestörung ein wichtiger Faktor sein. Im transaktionalen Traumabewältigungsmodell (Landolt, 2003) spielen Merkmale des Individuums eine wichtige Rolle. So können prätraumatische psychische Auffälligkeiten wie z.B. das Bestehen einer ADHS die Resilienz mindern und so zu einer Ausprägung einer Traumafolgestörung beitragen. Es zeigte sich in der Studie von Schilpzand et al. (2018), dass Kinder mit einer ADHS-Diagnose und gleichzeitiger Traumexposition eine deutlich stärkere Ausprägung der externalisierenden Störung hatten. Bei dieser Risikoerhöhung könnte auch das risikosuchende Verhalten ("sensation seeking") vieler Patientinnen und Patienten mit ADHS eine Rolle spielen.

Insgesamt ergibt sich ein Zusammenhang indem einerseits eine vorbestehende ADHS ein Risikofaktor für häufigere Traumatisierung ist und andererseits in der Traumabewältigung ein ADHS ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Traumafolgestörung sein kann.

Symptome

Obwohl also die Ursachen für die Störungen sehr unterschiedlich sind, kann es interessanterweise auf Symptomebene eine deutliche Überschneidung der ADHS-Symptomatik mit den Symptomen einer Traumafolgestörung geben. Gemeinsame Symptome können dabei folgende sein:

  • Konzentrationsprobleme
  • Erhöhte Ablenkbarkeit 
  • Schwierigkeiten zuzuhören
  • Unordentlichkeit
  • Hyperaktivität
  • Innere Unruhe
  • Schlafstörungen

Auch wenn diese Symptome typisch für ein ADHS sein können, können sie auch zentrale Symptome einer Traumafolgestörung sein. Im DSM-5, werden diese unter Punkt E zusammengefasst. Dort ist die Veränderung des Erregungsniveaus und Reizbarkeit, riskante Verhaltensweisen, übermässige Wachsamkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafstörungen benannt. Zentrale Punkte überdecken sich also (siehe Abbildung 1).

Abbildung 1: Überlappung der Symptomatik von Traumafolgestörungen und ADHS (in Anlehnung an Siegfried et al., 2016)

Diagnostik

Aus den beschriebenen Zusammenhängen ergeben sich auch handlungsleitende Empfehlungen für die Diagnostik und Therapie. So sollte bei einer Untersuchung immer ein breites Bild der Psychopathologie und möglichen, auch konkurrierende, Ätiologien in Betracht gezogen werden. Gerade die ADHS, als auch Traumadiagnosen haben einen grossen Erklärungswert, es sollte jedoch auch eine alternative Erklärung in Betracht gezogen werden. Eine strukturierte diagnostische Abklärung mit ausführlicher Anamnese, inkl. Entwicklungspsychopathologie, ist dabei unentbehrlich.

So sollte bei jedem Patienten mit einer Traumafolgestörung auf ein möglicherweise zugrundeliegendes ADHS geachtet werden, und auch umgekehrt bei Kindern mit einer diagnostizierten ADHS Symptome einer Traumafolgestörung nicht übersehen werden.

Therapie

Bei Kindern und Jugendlichen sind bei Traumatisierungen vor allem Verfahren der Exposition wie KIDNET oder kognitive Verhaltenstherapie evidenzbasiert, auch für die EMDR gibt es Hinweise auf die Wirksamkeit. Beim ADHS steht die Psychopharmakotherapie neben der Psychotherapie. Aktuelle Handlungsempfehlungen sind in der S3-Leitlinie (DGKJP, 2017) zusammengefasst.

Traumapädagogik im teilstationären und stationären Kontext

Systemtherapeutische Verfahren sind in der Traumatherapie im Kindes- und Jugendalter unabdingbar, um eine gute Passung zwischen dem traumatisierten Kind, seiner Familie und seinem sozialen Umfeld zu erreichen. Die Integration von traumasensiblen und traumapädagogischen Konzepten in der Behandlung von traumatisierten Kindern und Jugendlichen stellen eine zielführende Ergänzung in der pädagogischen Unterstützung dar. Eine traumasensible Haltung ermöglicht es den Fachkräften, die Wirklichkeiten der traumatisierten Kinder und Jugendlichen gut genug zu verstehen, die Hintergründe problematischer Verhaltensweisen besser einzuordnen und im pädagogischen Alltag auf die spezifischen Bedürfnisse der traumatisierten Kinder und Jugendliche eingehen zu können.

Ausblick

In den neueren Diagnosesystemen gibt es sowohl bei der ADHS, mit dem Verständnis als Spektrumsstörung, als auch bei den Traumafolgestörungen eher eine "Verbreiterung der Diagnosen". Es werden zusätzliche Kategorien geschaffen und durch die dimensionale Betrachtungsweise werden auch leichtere Formen diagnostizierbar. Dies wird in Zukunft dazu führen, dass der Überlappungsbereich zwischen diesen Störungen potenziell grösser wird. Deshalb ist eine differenzierte Betrachtungsweise dieser beiden Themengebieten notwendig, um den Patienten/Innen die adäquate therapeutische Unterstützung bieten zu können.

Wenn ein Mensch unter ADHS oder unter einer Traumafolgestörung leidet oder unter beidem gleichzeitig, gibt es wirksame und evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten. Alle Menschen haben darüber hinaus Stärken, die ihnen helfen, sich anzupassen und Fortschritte bei der Genesung zu machen.

Auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem komplizierten und sich überschneidenden Symptomprofil können mit angemessener Unterstützung durch Familie, Freunde, Schule, Gemeinschaft und therapeutischer Hilfe resilient sein und über eine hohe Lebensqualität verfügen.

 

Trauma als Ursache von AD(H)S

Stress in Jugend und Kindheit ist eine häufige Ursache für spätere psychische Probleme.(1) Beispielsweise verändert frühkindlicher Stress die Expression von Corticoidrezeptoren und damit die Reaktion der HPA-Achse auf akuten und chronischen Stress dauerhaft.(2) Eine grundlegende Darstellung der Auswirkung frühkindlicher Stressbelastung und ihrer epigenetischer Manifestation findet sich bei Eckerle.(3)

Frühkindlicher oder chronischer Stress als AD(H)S-Risiko

Viele Kinder und Erwachsene mit AD(H)S beschreiben sexuellen Missbrauch und/oder Traumatisierungen.(4)

Etliche Untersuchungen bestätigen eine überproportional erhöhte Häufigkeit früher Traumata bei AD(H)S-Betroffenen im Vergleich zu  Nichtbetroffenen.(5)(6)(7)(8)(9)(10)(11)(12) Gleiches gilt für Hirnverletzungstraumata(13) und otorhinologische Traumata.(14) Es wird diskutiert, ob es sich über eine kausale Verursachung handelt oder ob die Symptome von AD(H)S und Traumata überlappen.(15) Andere Quellen beschreiben frühe Traumata allgemeiner als Mitursache psychischer Probleme.(16)(17)

Frühkindlicher Stress (singulärer traumatischer Stress) und chronischer Stress sind an der Entwicklung von AD(H)S beteiligt.(18) Eine schwedische Kohortenstudie fand bei AD(H)S-Betroffenen 1,8 mal so häufig traumatische Lebensereignisse wie bei Nichtbetroffenen.(19)

20 % bis 50 % aller Kinder, die ein frühkindliches Trauma erleben, entwickeln klinische AD(H)S-Symptome.(18)(20)(21)
Misshandlung in der Kindheit korreliert mit einem erhöhten AD(H)S-Risiko bei Erwachsenen.
(22)(23)(24)(25)(26)(27) Kinder mit AD(H)S weisen häufiger Missbrauch auf.(28) Eine Studie fand bei Mädchen mit AD(H)S dreimal so häufig einen Missbrauch wie bei Nichtbetroffenen.(29), eine andere Studie fand bei Kindern mit AD(H)S ebenfalls dreimal so häufig Missbrauch sowie eine verdoppelte Häufigkeit von körperlicher Misshandlung und eine zweieinhalbfache Häufigkeit von emotionaler Misshandlung.(30)
Kindliche Misshandlung, insbesondere emotionale Misshandlung, korreliert zudem mit einer erhöhten emotionalen Dysregulation und Reaktivität.
(22)

Eine Untersuchung fand bei AD(H)S-Betroffenen eine hochsignifikant erhöhte Häufigkeit an traumatischen Erlebnissen.(31) Dabei waren die non-interpersonal-events kaum erhöht, während die interpersonal-events im Vergleich zu Nichtbetroffenen massiv erhöht waren. Mehr hierzu unter  Trauma als Ursache von AD(H)S.

Traumatisierende Erfahrungen sind intensive Stresserfahrungen im weiteren Sinne, z.B.:

  • Häufige Trennung von der Bezugsperson ohne Ersatz
  • Deprivation (emotional arme Beziehung der Eltern zum Kind)
  • feindliches / hilfloses Verhalten der Eltern gegenüber dem Kind
  • langanhaltende Paarkonflikte / Eheproblem der Eltern
  • Verlust der Eltern(32)
  • Kriegserlebnisse
    Bei Kindern im Kindergartenalter von Flüchtlingen aus Kriegsregionen zeigte eine Untersuchung, dass diese “wuseliger” waren, einen enormen Bewegungsdrang hatten und sich schwerer konzentrieren konnten. Gleichzeitig wurden diese als so traumatisiert beschrieben, dass eine Heissklebepistole sie zum Weinen brachte.(33)
  • Schocks (z.B. Lärmschock)

 

AD(H)S-Risiko steigt mit Mass der Stressbelastung

Emotionaler Missbrauch und körperliche Misshandlung erhöhen das Risiko für AD(H)S und die Symptomatik von AD(H)S erheblich, ebenso wie ungünstige Lebensumstände und Schulangst.(38)

Eine Untersuchung an 110 Jungen fand bei AD(H)S-Betroffenen eine hochsignifikant erhöhte Häufigkeit an traumatischen Erlebnissen.(31)

Der Life Incidence of Traumatic Events (LITE-P) Test fragt nach:

  1. Kind erlebte Autounfall
  2. Kind bei anderem Unfall verletzt oder im Krankenhaus
  3. Nahestehende Person verletzt
  4. Familienmitglied im Krankenhaus
  5. Tod eines Familienmitglieds
  6. Freund krank oder starb
  7. Kind erlebte Feuer
  8. Kind erlebte Naturkatastrophe
  9. Gegenseitige Verletzung/Zerstörung von Dingen zwischen Erwachsenen
  10. Trennung / Scheidung Eltern
  11. Misshandlung des Kindes
  12. Kind angebunden / eingesperrt
  13. Missbrauch des Kindes
  14. Kind bedroht
  15. Kind ausgeraubt

 

Die 65 AD(H)S-betroffenen Jungen hatten im Schnitt nahezu jede Art von Trauma häufiger erlebt als die 45 Jungen der Vergleichsgruppe. Dabei waren die interpersonal-events (Traumata im Beziehungskontext) gegenüber Nichtbetroffenen noch erheblich deutlicher erhöht als die non-interpersonal-events. Die Anzahl der beziehungsrelevanten IPE-Traumata korreliert dabei auch mit der Intensität der Hyperaktivität und der Gesamtsymptomatik. Altersbezogen korreliert auch die Unaufmerksamkeitssymptomatik hochsignifikant mit der Anzahl der IPE-Traumata.

Zu vergleichbaren Ergebnissen kommen mehrere weitere Studien.(39)(40)
Traumata durch emotionale Vernachlässigung oder Misshandlung erhöhten die Wahrscheinlichkeit von AD(H)S signifikant.(41)

Eine andere Studie berichtet dagegen, dass viktimisierende Traumata die Wahrscheinlichkeit von ODD erhöhten, nicht aber von AD(H)S.(42)

Unter der Annahme, dass ein Drittel(43) bis die Hälfte aller Kinder und zwei Drittel aller Kinder in psychiatrischen Samples Traumata aufweisen, ist ein häufiges Überlappen von AD(H)S und frühkindlichen Traumata zu erwarten.(44) Dies alleine erklärt jedoch nicht, warum in den Untersuchungen zum Thema Trauma als (Mit-)Ursache von AD(H)S bei den AD(H)S-Betroffenen überwiegend eine höhere Anzahl früher Traumata gefunden wurde als bei Nichtbetroffenen.(45)

Ein Entstehungspfad von AD(H)S wird auf genetische Ursachen in Verbindung mit Umwelterfahrungen zurückgeführt, wobei diese Umwelterfahrungen frühe Traumata sein können.(46)

2. Stress in Kindheit und früher Jugend bewirken persistierendes AD(H)S im Erwachsenenalter

Eine Untersuchung der Stressbelastung von Kindern mit AD(H)S zeigte, dass starke Stressbelastung in der Kindheit und Jugend mit schwerem ADHS-bzw. ADS-Verlauf bis ins Erwachsenenalter einherging, während Kinder mit einer schwachen Stressbelastung in Kindheit und Jugend häufig ein remittierendes AD(H)S zeigten.(50)

3. Traumatische Erlebnisse und Dopamin

Auch wenn es bislang nicht gesichert ist, dass (frühkindliche) Traumata das AD(H)S-Risiko (kausal) durch Veränderungen des dopaminergen Systems erhöhen, gibt es starke Hinweise, dass frühkindliche wie im Jugendalter entstehende Traumata das dopaminerge System des Gehirns dauerhaft verändern.(51)(52)(53)(54) Ein Mediator könnte sein, dass Stress die HPA-Achse verändert, die wiederum einen Einfluss auf die Dopaminsynthese und Dopaminrezeptoren ausübt.(55)

Die wichtigsten dopaminergen Knotenpunkte des Stressnetzwerks im Gehirn sind:

Nagetiere zeigen nach frühem Stress

  • abgeflachte Dopaminstressantwort im mPFC(60)(61)
  • erhöhte tonische Dopaminspiegel in subkortikalen Bereichen(62)
  • erhöhte Noradrenalinausschöttung auf akuten Stress(60)

Frühkindlicher Stress scheint im späteren Leben eine erhöhte Dopaminstressantwort im Striatum zu verursachen. (63)(64)

Beim Menschen wird das dopaminerge System in den meisten Knotenpunkten des Stressnetzwerks primär durch Dopamin-D2- und D3-Rezeptoren gesteuert.(65)(66)(67)

Traumata in der Kindheit korrelierten bei Männern positiv, bei Frauen mit der Verfügbarkeit von D2-Rezeptoren.(68)

Frühkindliche Traumata korrelieren mit verringerten Werten des Dopaminabbauprodukt Homovanillinsäure im Blutplasma(69) und in der Gehirnflüssigkeit(70).
Eine Studie berichtet von einer Koorelation zwischen der räumlichen Ausdehnung der Dopaminaktivität im mPFC während akutem Stresses und der Schwere der Stresserfahrung im frühen oder späteren Kindesalter.
(71) 

Dieser Text ist ein Auszug von der Webseite www.adxs.org von ADxS.org.

ADxS.org ist ein vollständig nichtkommerzielles Projekt und dem Engagement von Ulrich und Kirsten Brennecke (Diplompsychologin und psychologische Psychotherapeutin) zu verdanken. Ihr erklärtes Ziel ist eine fachliche Auseinandersetzung mit ADHS aus wissenschaftlicher Sicht. ADxS.org zielt darauf ab, eine systematische Darstellung der für das Verständnis von ADHS relevanten medizinischen und neurobiologischen Zusammenhänge zu erstellen. Dabei wird stets versucht, neue Forschungsansätze zu integrieren und diese auch wissenschaftlich zu belegen. 

Auf der Internetplattform www.adxs.org ist das neutrale «ADHS-Kompendium» sowohl Ärzten, Wissenschaftlern, Therapeuten als auch Betroffenen und ADHS-interessierten Personen kostenlos zugänglich. Eine 2. gedruckte und aktualisierte Auflage sollte 2022 erscheinen. Die SFG ADHS bedankt sich für die freundliche Genehmigung, Textstellen aus dem Kapitel zu «Trauma als Ursache von ADHS» im aktuellen Newsletter publizieren zu dürfen.

Im Blickpunkt

Report über Diagnose und Behandlung von ADHS in Europa 2020

www.adhdeurope.eu

 

Presseschau und Studien

Sind ADHS und Trauma verbunden?

ADHS ist eine psychische Erkrankung, die typischerweise durch unaufmerksames, hyperaktives oder impulsives Verhalten gekennzeichnet ist. Auf der anderen Seite ist ein Trauma eine mentale, emotionale oder körperliche Reaktion auf ein schockierendes oder belastendes Ereignis oder eine Reihe von belastenden Ereignissen. Beide haben gemeinsame Symptome, wirken sich jedoch bei jedem Menschen anders aus.

View Article: PsychCentral, December 8, 2021

Ernährung verändert die Gehirnaktivität bei Kindern mit ADHS

Kinder, deren ADHS-Symptome nach einer Diät mit wenigen Nahrungsmitteln drastisch reduziert wurden, zeigten eine erhöhte Aktivität in einem bestimmten Teil des Gehirns. Je signifikanter die Verhaltensänderung ist, desto stärker steigt die Aktivität in diesem Teil des Gehirns. Forscher der Wageningen University & Research haben damit zum ersten Mal einen Zusammenhang zwischen einer Abnahme der ADHS-Symptome und einer erhöhten Aktivität im Gehirn nach einer Diät nachgewiesen.

View Article: Today UK News, November 20, 2021

ADHS bis ins junge Erwachsenenalter

Forscher der University of Washington beobachteten während 16 Jahren insgesamt 558 Menschen mit ADHS und fanden heraus, dass etwa 90 % von ihnen bis im Alter von 25 Jahren immer wieder Symptome der Erkrankung aufwiesen. Bei Abschluss der Studie waren nur etwa 9 % der Fälle ständig beschwerdefrei. Dies ist die erste Studie, die das Auftreten von ADHS-Symptomen in den verschiedenen Lebensphasen – von der Kindheit bis ins junge Erwachsenenalter – untersuchte. Da ADHS-Symptome kommen und gehen können, ist es wichtig, dass Betroffene und ihre Angehörigen erkennen, dass sie während Stresssituationen eventuell mehr Unterstützung benötigen.

View Article: ABC27, December 7, 2021

Erwachsene mit ADHS haben viermal häufiger eine generalisierte Angststörung

Eine neue national repräsentative Studie, die online im Journal of Affective Disorders veröffentlicht wurde, ergab, dass jeder vierte Erwachsene im Alter von 20 bis 39 Jahren mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eine generalisierte Angststörung (GAD) hatte. Menschen mit ADHS hatten eine viermal höhere Wahrscheinlichkeit, irgendwann in ihrem Leben an GAD zu erkranken, verglichen mit Menschen ohne ADHS.

View Article: Medical Xpress, November 18, 2021

Wird ADHS überdiagnostiziert und überbehandelt?

Eine weit verbreitete Meinung in der Presseberichterstattung über ADHS ist, dass Ärzte die Erkrankung sowohl überdiagnostizieren als auch überbehandeln, insbesondere bei Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten…

View Article: Medical News Today, November 16, 2021

ADHS Analog

In einer regelmässigen Serie schreibt Ursula Ammann, MAS Supervision und Coaching ZHAW und Studienleiterin icp über analoge Methoden, die sich im Therapie- und Coaching-Bereich bewährt haben. Heute zum Thema Entspannungsbild

Menschen mit ADHS neigen nicht selten dazu, emotional von null auf hundert in Erregung zu geraten. Viele Entspannungsverfahren dauern in einem solchen Moment schlicht zu lang oder sind in der Praxis kaum anwendbar. So ist beispielsweise die progressive Muskelrelaxation zwar sehr nützlich, jedoch in der Umsetzung zeitlich aufwändig. Einfacher und schneller anzuwenden, ist das «Entspannungsbild». Gemäss meiner Erfahrung (ich bin nicht auf Hochsensibilität spezialisiert), eignet es sich durchaus auch für Menschen mit dieser Herausforderung. Das «Entspannungsbild» lässt sich zudem hervorragend mit dem «Gedankenstopp» kombinieren.

Vorbereitung:

Ideal ist es, wenn Klienten sich im Vorfeld Gedanken machen, ob es irgendein Bild gibt, dass Sie mit «sicherer Ort» / «Geborgenheit» oder «Wohlfühlen» assoziieren und dies zum nächsten Termin mitnehmen.

Alternativ können A5 grosse Bilder verwendet werden, die von diversen Firmen angeboten werden (siehe Link am Schluss). Selbstverständlich kann man auch eigene Bilder ausdrucken. Dabei ist darauf zu achten, dass sie eine positive Ausstrahlung haben. Dies lässt sich leicht eruieren, indem man die Bilder verschiedenen Menschen zeigt und Post its zur Verfügung stellt, auf denen aufgeschrieben werden soll, was mit dem Bild assoziiert wird, bzw. wie positiv ein Bild auf einer Skala von 1-10 beurteilt wird.

Durchführung:

Mit dem Klienten/der Klientin wird das ausgesuchte Bild in allen Details besprochen, inklusive akustischen, olfaktorischen, sensitiven etc. Aspekten. Je breiter, desto besser. Ziel ist, dass das Bild quasi auf «Knopfdruck» innerlich abgerufen werden kann. Dazu wird es Schritt für Schritt (ähnlich wie bei der Desensibilisierung) aufgebaut oder wie ein Dia vor das innere Auge geschoben.

Wichtig ist es, das Bild mit verschiedenen auslösenden Situationen einzuüben. Diese werden vom therapeutischen Gegenüber nach Absprache möglichst detailgetreu eingebracht. Beim inneren Bildaufbau kann der Klient/die Klientin jeweils ein Handzeichen geben, wenn das Bild fixiert ist.

Abschluss: Erfahrungsgemäss ist es hilfreich, viele Methoden mit einer «Verankerung» zu verknüpfen. Das kann ein kleiner Stein sein, der in der Tasche getragen wird und der als Impulsgeber für den Bildaufbau fungiert. Die erfolgreiche Anwendung der Methode sollte gewürdigt werden und kleinste Teilschritte dazu ebenfalls.

Bezugsquelle Bildmaterial:

https://neuland.ch/catalogsearch/result/?q=Bildkarten

 

Buchbesprechungen

 

Hochbegabung und Hochsensibilität

Herausgeber: Germann-Tillmann, Joder Treier, Vrooem-Marell, mit Beiträgen von weiteren Autor:innen, Illustrationen Nathalie Bromberger

Verlag Schattauer, CHF 39.90

 

 

Nachdem in unserem vielbeachteten, letzten Newsletter das Thema ADHS und Hochsensibilität thematisiert wurde, stellen wir gerne diese Neuerscheinung vor.

Im Vorwort des Sachbuches schreibt Dr. Ulrike Kubetzki von der Universität Kiel unter anderem: «Dieses Buch ist ein wichtiger Beitrag, um die Wissenslücken zum Thema Hochbegabung zu schliessen. Noch immer ranken sich darum viele Mythen, Vorurteile und falsche Vorstellungen, denn viele Menschen verbinden damit in erster Linie die Wunderkinder, Genies und Überflieger wie Einstein oder Mozart. Das sind jedoch selbst in der Gruppe der Hochbegabten die grossen Ausnahmen…

…Durch mangelnde Aufklärung werden Hochbegabte von ihrem sozialen und beruflichen Umfeld, von pädagogischen und therapeutischem Fachpersonen oft falsch eingeschätzt. Das Gegenüber nicht einordnen zu können, kann Irritationen, Missverständnisse und Ablehnung nach sich ziehen. So machen viele Hochbegabte von Kind an die Erfahrungen von Ausgrenzung, Isolation und Einsamkeit, was verständlicherweise einen hohen Leidensdruck erzeugen kann. Im medizinischen und psychiatrischen Bereich sind Betroffene zudem der Gefahr von fatalen Fehldiagnosen ausgesetzt. Auch die Förderung von Hochbegabten ist noch immer keine Selbstverständlichkeit. Die Vorstellung, dass sich dieses Potenzial von ganz allein entfalten und in Leistung verwandeln wird, hält sich hartnäckig, doch das Gegenteil ist der Fall. Ebenso wie eine talentierte Musikerin oder ein vielversprechender Sportler braucht auch ein schlauer Geist die passenden Lehrpersonen, Förderinnen und Förderer, Anleitungen und Lerntechniken, die erheblich von den Methoden für durchschnittlich Begabte abweichen können.»

Aktuell gibt es vor allem Studien und Forschungsergebnisse zu hochbegabten Kindern und Jugendlichen. Über hochbegabte Erwachsene, besonders diejenigen, die ihre Hochbegabung erst spät entdeckt haben, findet man jedoch deutlich weniger Informationen. In diesem fundierten und breitgefächerten Sachbuch wird auch die Hochsensibilität ausführlich thematisiert. Es vertritt erstmalig einen ganzheitlichen und interdisziplinären Ansatz. ADHS-Spezialisten treffen in der Praxis immer wieder die Hochbegabung in Kombination mit an. Claudia Weiss gibt im Kapitel «Schlussgedanken» zu bedenken: Nicht jedes «seltsame» und sprunghafte Verhalten deutet auf die Aufmerksamkeitsstörung ADHS hin – hingegen kann eine unerkannte Hochbegabung mit der Zeit eine Depression auslösen.» Deshalb gilt es, bei einer Abklärung genau hinzuschauen. Die Autor:innen, die teilweise selbst Direktbetroffene sind, vermitteln in ihrem Werk wichtige Grundlagen, spannendes Erfahrungswissen sowie wertvolle Lösungsansätze, um mit der Betroffenheit umzugehen. Die interessanten Fallbeispiele veranschaulichen die Thematik und machen deutlich, wie einzelne Hochbegabte oder Hochsensible aufgrund einer Fehldiagnose nicht selten einen jahrzehntelangen Leidensweg hinter sich haben. Das Buch ist empfehlenswert für Fachpersonen aus dem Gesundheitsbereich, der Pädagogik und dem Sozialwesen sowie für Betroffene und ihr persönliches Umfeld. (isw)

 

Jaron auf den Spuren des Glücks  

Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler, Verlag Hogrefe, 2022, CHF 32.70

 

Rezension von Monika Brunsting, Dr. phil. Fachpsychologin für Psychotherapie FSP Sonderpädagogin und SFG ADHS-Mitglied

Kinder mit Dyslexie, Dyskalkulie, AD(H)S oder anderen Lernschwierigkeiten haben es besonders schwer, ihr Glück zu finden und nicht wieder zu verlieren. Misserfolge, wie sie sie erleben, sind wahre «Glücksfresser». Wer kein Naturtalent ist oder eine grosse Begabung zum Glücklichsein hat, ringt immer wieder darum, einen Zipfel Glück zu erhaschen. Auch die vielen Kinder mit Angststörungen oder Depressionen sowie Mobbing- oder Covid-geplagte Kinder haben Mühe, das Glück zu finden.

Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler haben einmal mehr ein enorm wichtiges Thema bearbeitet, das uns auch in der Arbeit mit legastheniebetroffenen Kindern als Lese- und Arbeitsbuch dienen kann.

Zum Glück hat man nicht nur das Glück, das man in die Wiege gelegt bekommen hat, sondern man kann es auch vermehren, wenn man gut zu ihm schaut. Darum haben die beiden Autoren dieses Buch geschrieben. Sie zeigen mit ihrer packenden Geschichte Wege, auf denen man dem Glück näherkommt. Der Fuchs Jaron ist die Hauptfigur. Er sollte unbedingt Fussballspielen, weil das sein Vater möchte. Aber er hat einfach keine Lust dazu und eine Mutter, die ihm helfen könnte, sich gegenüber seinem Vater zu wehren, hat er auch nicht, weil sie starb, als er noch ein Baby war. Manche der anderen Kinder mögen ihn nicht und von zweien wird er gar so schlimm gemobbt, dass sein einziger Kollege es gar nicht wagt, ihm zu helfen. Jaron ist wirklich in grosser Bedrängnis und man möchte ihm gerne helfen, wenn man nur wüsste wie.

Da kommt die Lehrerin auf die Idee, die Kinder sollten in Vierergruppen eine Projektarbeit machen. Das Thema kann frei gewählt werden. Gruppen bilden sich – übrig bleibt nur Jaron. Frau Luchs, die Lehrerin, teilt ihn der Mädchengruppe zu, in der erst drei Schülerinnen sind. Er findet das schrecklich peinlich, und die Mädchen sind auch nicht alle begeistert davon. Die Gruppe entscheidet sich für das Thema «Glück und wie man dieses finden kann». Sie will zeigen, wie man Glücksmomente suchen und finden kann. Gespannt verfolgen die Lesenden die Ereignisse in Schule, Dorf und Familie und erleben, wie aus guten und schlechten Erlebnissen Wege zum Glück entstehen können. Alles wird gesammelt. Ihr Journal wird Woche für Woche dicker und die Möglichkeiten zahlreicher. Das Journal ist nicht nur im Buch abgedruckt, hübsch und bunt gestaltet: es kann auch ausgedruckt werden. Therapeuten, Sonderpädagogen oder Lehrpersonen können das Material gleich einsetzen und mit ihren Schützlingen Wege zum Glück suchen. Für Lehrpersonen wird auch das Thema Mobbing angesprochen. Es spielt ja in der Geschichte eine wichtige Rolle.

Was ist Glück? Wann ist man glücklich? Was kann man tun, um glücklich zu sein? Das sind die Fragen, auf die die Gruppe Antworten sucht. Die Geschichte geht bald turbulent, bald ruhiger, jedoch stets achtsam über viele Seiten voran und endet zum Glück (!) gut, wie es sich für ein Glücksprojekt gehört. Jaron, der angepasste, schüchterne und zurückhaltende Fuchs, lernt sich zu wehren gegen seinen starken Vater. Er findet Freunde und das Glück, das er so lang vermisste.

Man kann die Geschichte lesen, vorlesen, sich vorlesen lassen in der Schule, in der Therapie oder auch zu Hause. Man kann das Lesen trainieren und auch das richtig Schreiben, wenn man will oder man kann sich einfach an der tollen Geschichte freuen.

Wer als Erwachsener mehr wissen will über die Hintergründe dieses Buches, erfährt dies auf mehreren Seiten. Martin Seligman, der weltberühmte Depressionsforscher, erklärte 1998, dass er  wisse, wie Menschen depressiv würden, weil er das jahrzehntelang studiert habe. Jetzt möchte er wissen, wie man nicht depressiv wird.

Insgesamt ist das Buch liebevoll gestaltet (Inhalt, Bilder, Sprache – sogar ein paar Fussnoten gibt es). Der Flattersatz, die grosse Schrift und der Zeilenabstand machen den Text übersichtlich und angenehm zu lesen. Vom Umfang her ist es für viele Kinder nicht allein zu bewältigen (zumindest, wenn sie Legasthenie haben und nicht gerne lesen). Das macht jedoch nichts, denn zum Glück und zum Glücklichsein braucht man ohnehin andere Menschen.

Da würde man sich doch wahrhaftig nur noch etwas wünschen: Ein Hörbuch. Dann könnte man das Lesen noch besser trainieren* oder vor dem Einschlafen noch ein wenig hören.

Ein Glück (!), dass Fabian Grolimund und Stefanie Rietzler dieses tolle Buch geschrieben haben und Marcus Wilke es so farbig, witzig und fröhlich gestaltet hat.

* Ein Hörbuch hören und laut mitlesen fördert das Lesen auf einfache Weise.

 

Veranstaltungshinweise

  • SFG ADHS

Online-Tagung und Mitgliederversammlung  SFG ADHS am 10. März 2022, ab 14:00 – ca. 17:30 Uhr zum Thema «Aktuelle Forschungsprojekte» mit 3 spannenden Referaten über die Projekte «Funktionales MRI», «ADHS und pathologischer Medienkonsum» und «ADHS und die Wirksamkeit von Medikation» sowie parallel laufenden Foren zu aktuellen Fragestellungen aus der Praxis . Auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen. Weitere Informationen folgen auf der Website der SFG ADHS https://www.sfg-adhs.ch/

  • Dritte

Tagung: Das andere ADHS,  7. Mai 2022, 08.30 bis 17.00 Uhr, Fachhochschule Graubünden, Pulvermühlestrasse 57 in Chur, oder online. Weitere Informationen: https://www.sfg-adhs.ch/ oder https://www.fhgr.ch/event/detail/d1eca2fc-1646-ec11-a2de-005056a78021/